Montag, 16. Februar 2009

„Spiegel Online“ bestätigt im Darwinjahr die Evolutionstheorie. Oder doch nicht?

Dass seit der Diskussion um die Pius-Bruderschaft „Christen-Bashing“ wieder neu in Mode gekommen ist, mag sicherlich nichts Neues sein. Aber wenn sich nun „Spiegel Online“ durch selbst konstruierte Beweise dem polemischen Niveau diverser Blätter aus dem Springer-Verlag nähert, ist dies in der Tat bedenklich. Wurden Christen letzte Woche noch in die Nähe antisemitischer NS-Sympathisanten gerückt, so läuft man nun Sturm gegen die Feststellung, dass Adolf Hitlers These von der Ausrottung schwachen Lebens etwas mit dem Leitsatz der Darwinisten, „Survival of the fittest“ zu tun haben könnte.

Einen Tag nachdem Poppenbergs Firma "Drei Linden Film" ihre Neuproduktion angekündigt hatte, lief auf dem ZDF-Bildungskanal "3sat/nano extra" ein Beitrag, der teilweise an das eingangs zitierte Kreationisten-Video erinnerte. In dieser durchaus informativen 45-Minuten-Sendung, die am 15. Januar 2009 unter dem Titel "Darwins langer Schatten" ausgestrahlt wurde, wird die These verbreitet, Ernst Haeckel sei "zur Verbindung von Darwin und den Nazis" geworden. Ähnlich wie in Poppenbergs Hitlisten-Video aus dem Jahr 1998 wurde auch hier dem Zuschauer suggeriert, es gäbe eine direkte Verbindung zwischen Charles Darwins völlig unpolitischer Abstammungslehre über Ernst Haeckels Schriften hin zur Rassenideologie der Nationalsozialisten. Dieser konstruierte Zusammenhang wurde durch Interviews mit zwei Geisteswissenschaftlern, einem Sozialethiker und einem Soziologen unterfüttert. In diesen Darstellungen fehlte allerdings eine wichtige Sachinformation. Ein zentraler Punkt der NS-Ideologie war bekanntlich der Antisemitismus. Weder in den Werken Darwins noch in den Schriften Haeckels finden sich judenfeindliche Sätze. --> Link

Allein die Tatsache, dass sich weder in Haeckels, und schon gar nicht in Darwins Werken antisemitische Aussagen finden, ist demnach für „Spiegel-Online“ der Beweis, dass NS-Ideologen die Evolutionstheorie nicht als Zugpferd für Ihre Rassenlehre benutzt haben. Eine wirklich eigenartige Argumentation: So manche Aussagen hochrangiger NS-Funktionäre und dem NS-Regime nahe stehender Ärzte sprechen jedoch eine andere Sprache und man erkennt schnell Paralellen: Der Schwache verdient es nicht, am Leben zu sein.

Am 18. August 1939, zwei Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden Hebammen, Geburtshelfer und Ärzte mit einem Erlass aufgefordert, behinderte Neugeborene zu melden – dies galt rückwirkend auch für Kinder bis zu drei Jahren. Die Euthanasie begann nach Kriegsbeginn mit der Ermordung dieser Kinder. Die ärztlichen Gutachten, die über Leben und Tod der Kinder entschieden, wurden von Ärzten erstellt, die die Kinder teilweise gar nicht zu Gesicht bekamen.
...
Bald nach Einführung der Kinder-Euthanasie begann die „Euthanasie“ an Erwachsenen. Hitlers Ermächtigungsschreiben, vermutlich im Oktober 1939 entstanden, wurde auf den 1. September 1939 zurückdatiert, um die Sachzwänge des Krieges geltend zu machen. Es verfügte, „dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann“. Aktion T4, nach der Anschrift Tiergartenstr. 4 in Berlin, wurde zur Tarnbezeichnung für den daraufhin stattfindenden Massenmord an über 100.000 Geisteskranken und Behinderten. Die zur „Euthanasie“ ausgesuchten Patienten wurden aus der jeweiligen Heilanstalt wegverlegt und in besonderen Einrichtungen durch Injektionen und mit Medikamenten getötet. --> Link

Nicht fehlen durfte im "Spiegel-Online"-Artikel natürlich auch wieder der Hinweis, dass es sich bei „Intelligent Design“ um eine parasitäre, weil angeblich von Steuergeldern unterstützte, Pseudowissenschaft handelt, bei der Evolutionstheorie jedoch um eine bewiesene Tatsache:

In dieser Produktion behaupten die beiden Intelligent-Design-Kreationisten Wolf-Ekkehard Lönnig vom Kölner Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung und Siegfried Scherer von der TU München, die in ihren staatlich finanzierten Elite-Biodepartements gefilmt wurden, dass es bis heute keine Beweise für Darwins Theorien zum Artenwandel und die Makroevolution gäbe. Aus dieser Falschaussage wird dann die Schlussfolgerung gezogen, dass eine intelligente Macht (also der biblische Gott beziehungsweise Designer) die Arten erschaffen habe.


„Spiegel Online“ bezeichnet Professor Scherers Aussage über das Fehlen von Beweisen für die Makroevolution als „Falschaussage“, erbringt selbst jedoch an keiner Stelle einen Beweis dafür. Mit solch polemischer, unwissenschaftlicher Argumentation könnte man alles behaupten, selbst dass die Erde eine Scheibe ist. Wer die Glaubwürdigkeit Scherers mit der des für "Spiegel-Online" schreibenden Laien vergleichen will, hier ein Link zu Scherers privater Seite (--> Link) bzw. zu seiner Seite an der TU München (-->Link).
Aus der Entfernung betrachtet, gewinnt man mittlerweile den Eindruck, als würde sich die Evolutionstheorie zu einer neue Religion entwickeln. In der Tat ist der in Deutschland führende „Kreuzritter“ der Evolutionstheorie, Prof. Ulrich Kutschera, Mitglied in der höchst obskuren „Giordano Bruno Stiftung“, eine humanistische Sekte, deren Zielsetzung vor allem die Zerstörung der „deutschen christlichen Leitkultur“ ist:
Von Beginn an war die Stiftung insbesondere dem Werk des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner verpflichtet.
...
Gemäß ihrem Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon hat die Giordano Bruno Stiftung eine dezidiert religionskritische Ausrichtung. Sie vertritt die Ansicht, dass Religionen „die kulturelle Evolution der Menschheit bis heute auf unheilvolle Weise beeinflussen“. Mit ihrem Engagement für eine „Leitkultur Humanismus und Aufklärung“ versucht sie, sowohl den Überlegungen einer „deutschen (christlichen) Leitkultur“ als auch einem politisch indifferenten Multikulturalismus entgegenzutreten. Die Stiftung sammelt neuste Erkenntnisse der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, um ihre Bedeutung für das humanistische Anliegen eines „friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens der Menschen im Diesseits“ herauszuarbeiten.
...
Anfang 2007 wurde von der Stiftung eine Broschüre mit dem Titel „Zehn Gebote? Zehn Angebote!“ herausgegeben, die dem „Manifest des Evolutionären Humanismus“ von Michael Schmidt-Salomon entstammt. Sie wird Schulen kostenlos als Unterrichtsmaterial angeboten. In ihr wird dargelegt, es könne nur als Ausdruck einer „katastrophalen Fehlbildung“ erklärt werden, dass die „Zehn Gebote“ immer noch als ernst zu nehmende ethische Maßstäbe gelten. Den „Zehn Geboten“ werden „Zehn Angebote des evolutionären Humanismus“ entgegengestellt. --> Link

Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die glühendsten Vertreter der Evolutionstheorie den Bereich der empirisch beweisbaren Wissenschaft zu Gunsten einer sehr gefährlichen Ideologie längst verlassen haben. Warum gefährlich? Ich Ende mit dem "Vierten Angebot" der „Giordano Bruno Stiftung“, worin sogar das Töten erlaubt wird, wenn es den Idealen dieser Sekte dient. Halten Sie sowas tatsächlich besser, als die Zehn Gebote der Bibel?
4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen! --> Link

3 Kommentare:

  1. Die Giordano-Bruno-Stiftung überreicht ihren Ethikpreis an den potentiellen Behinderten-Killer Peter Singer.Sie arbeitet mit Helmut F.Kaplan und Professor Löw zusammen.Ebenso verdeckt mit der terroristischen Animal Liberation Front.Das ist eine knallrechte Sekte,nichts anderes.

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Kreationisten und Mainstream-Christen: Lest euch mal den nicht aus dem Zusammenhang gerissenen Text aus den "10 Angeboten" durch:

    "Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen! Wer in der Nazidiktatur nicht log, sondern der Gestapo treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Familien verriet, verhielt sich im höchsten Maße unethisch – im Gegensatz zu jenen, die Hitler durch Attentate beseitigen wollten, um Millionen von Menschenleben zu retten. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen, mit welchen positiven und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre."

    Das ist nicht rassistisch, antisemitisch, nazistisch, sektisch, nicht einbal explizit atheistisch, sondern einfach nur humanistisch und aus meiner Sicht bitter wahr. Bitte informiert euch doch bitte mal über die Giordano-Bruno-Stiftung, sei es über deren Website, der Website diverser Regionalgruppen oder durch andere, externe Quellen. Das hier sind Unterstellungen, die mit der Realität nichts mehr zu tun haben. Ich nenne nur 2 Mitglieder der Stiftung, die jeder kennen müsste: Volker Panzer und Janosch.

    Viele Grüße, ein GBS-Symphatisant

    AntwortenLöschen
  3. Alles in allem sind diese "Angebote" nichts weiter als eine unvollkommene humanistische Verschlimmbesserung und Nachäffung der 10 Gebote.
    Ich persönlich halte die Giordano-Bruno-Stiftung und die "Brights" weder für sozialistisch, noch nationalsozialistisch, allerdings für militante Vertreter der - ihrer subjektiven Ansicht nach einzig wahren - Religion des Atheismus.

    AntwortenLöschen