Zum heute Vormittag geschehenen schrecklichen Amoklauf in Winnenden wurde in den Medien inzwischen eigentlich schon alles gesagt. Sogar mehr als alles. Deshalb kann man an diesem traurigen Beispiel wieder einmal lernen, wie die Presse funktioniert. Offenbar kommt es weniger darauf an, die Wahrheit zu berichten, sondern hauptsächlich darauf, der Erste zu sein. Es werden wie beim Spiel "Schiffe versenken" Spekulationen zur neuesten Erkenntnis erhoben und wer die meisten Zufallstreffer gelandet hat, ist der Sieger.
Der Stern berichtete z. B. über den Amokläufer Tim K.:
In der Schule war er nie besonders gut. Insbesondere in Mathe hat er immer schlechte Noten bekommen und war sehr sauer auf den Lehrer. Aber gedroht hat er dem Lehrer nie. Überhaupt war Tim kein gewalttätiger Typ. Er war nie aggressiv und hat meines Wissens nach auch keine Gewalt-Computerspiele gespielt. Über seine Hobbys weiß ich nichts. Sein Musikgeschmack war aber sehr ausgefallen: Im Musikunterricht kam mal raus, dass er sich für Klassik interessiert und Opern hört. [--> Link]Das klingt nun so gar nicht nach dem typischen Ego-Shooter süchtigen, Splatter-Movie sammelnden und Metal-Musik hörenden potentiellen Amokläufer. Natürlich kann das so nicht im Raum stehen bleiben, und deshalb halten die "Bild" bzw. "Chip.de" und der Radiosender "Antenne Bayern" mit dem totalen Gegenteil dagegen:
Nach so viel Widersprüchlichkeit bleibt zu hoffen, dass schon bald die Wahrheit über die Hintergründe dieser grausamen Tat ans Licht kommen wird, und nicht die "Wahrheit" der Politik bzw. Medien. Letztere versuchen von ihrer reißerischen Berichterstattung auf den noch jungen "Jedermann-Journalismus" durch Blogs abzulenken, welcher mittlerweile leider größtenteils ähnlich funktioniert, wie einst der mittelalterliche Tratsch am Dorfbrunnen. Aber was halten die Profis der großen Flächenmedien dagegen? Bisher offenbar nichts. Im Gegenteil: man zitiert ungeniert und ungeprüft nicht bewiesene Behauptungen aus Blogs und vor allem aus dem noch jungen Micro-Blog-Dienst "Twitter", welcher in Deutschland durch diesen Amoklauf wohl den Durchbruch auf breiter Front geschafft haben dürfte. [--> Link]Ein ehemaliger Mitschüler gegenüber BILD.de: „Er war saumäßig schlecht, alle nannten ihn Loser. Seine Freundin hatte gerade mit ihm Schluss gemacht.“...Mario H., ein weiterer Klassenkamerad: „Er hat immer mit Geld um sich geworfen, um Freunde zu bekommen.“ Jedoch: „Er hat wenig Freunde gehabt.“ Was Tim gern spielte? Ballerspiele. Was er gern sah? Horrorfilme. [--> Link]+++
...vermeldet der Radiosender Antenne Bayern, dass der Täter leidenschaftlich Ego-Shooter gespielt habe.
Ein ehemaliger Klassenkamerad von Tim K. beschrieb den Täter im Interview als Waffen-Fan, der einen großen Teil seiner Freizeit mit Computerspielen verbrachte. Auch die Horrorfilm-Sammlung des Täters wird als Erklärungsversuch für die schreckliche Tat genannt. [--> Link]
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