Dienstag, 3. März 2009

Holocaustverharmlosung durch Kirche?

Das Medienecho über die umstrittenen Äußerungen des der Piusbruderschaft angehörigen Holocaustleugners Williamson ist noch nicht verhallt, scheint bereits der nächste Kirchenskandal in Sicht. Urheber diesmal: Der bereits in der Vergangenheit wegen seiner Kritik an den derzeitigen Missständen in der Familienpolitik der Bundesregierung häufig angegriffene Augsburger Bischof Walter Mixa. Am vergangenen Aschermittwoch hatte Mixa während einer CSU-Veranstaltung in Dinkelsbühl einen Vergleich zwischen den durch das Naziregime ermordeten Juden und den nach Expertenschätzung im letzten Jahrzehnt ca. 9 Millionen ermordeten ungeborenen Säuglinge gezogen. "Spiegel Online" zitiert hierbei die "Fränkische Landeszeitung"
"Es hat diesen Holocaust sicher in diesem Umfang mit sechs Millionen Getöteten gegeben. Wir haben diese Zahl durch Abtreibungen aber bereits überschritten." Der Augsburger Bischof habe Abtreibung als Unrecht und zutiefst unmenschlich bezeichnet und die Zahl der ermordeten Juden der geschätzten Zahl von Abtreibungen gegenübergestellt. "Diese neun Millionen fehlen uns", zitiert das Blatt den Bischof. [--> Link]
Nach "Spiegel-Online" hat der Zentralrat der Juden gegen diesen Vergleich massiv protestiert:
Es sei gedankenlos und verwerflich, Holocaust und Abtreibung auf eine Stufe zu stellen, sagte Vizepräsident Dieter Graumann gegenüber dem SPIEGEL: "Man kann doch auch nicht Frauen und Ärzte mit Naziverbrechern gleichstellen." Wenn Bischof Mixa so etwas sage, "dokumentiert das, wie tief der Geist der Piusbrüder selbst bei manchem in der katholischen Kirche vorhanden ist", so Graumann.

Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, sagte, mit Mixas Aussagen würden Frauen und Ärzte, die sich zu einer Abtreibung entschlossen haben, "mit KZ-Massenmördern gleichgestellt - das ist an Perfidie nicht mehr zu überbieten".

Man kann den Bericht von "Spiegel-Online" betrachten wie man will, Christen-Bashing gehört auch dort inzwischen offenbar zum guten Ton. Dieser momentan recht bedenklichen Stimmung nach kann man es scheinbar niemanden mehr Recht machen, wenn die geäußerte Meinung einen noch so kleinen Bezug auf christliche Grundwerte enthält. In diesem Fall verharmlost die Kirche den Holocaust durch angeblich unzutreffene Vergleiche, oder die Kirche diffamiert die nach deutschem Gesetz momentan nicht belangbaren Täter hinter der Abtreibungsindustrie, und stellt sie in angeblich unzulässiger Weise auf eine Stufe mit den Nazischergen der NS-Zeit. Sieht denn inzwischen wirklich schon der Großteil der westlichen Bevölkerung in einer Abtreibung nur noch eine Beseitigung von unerwünschten Zellhaufen, vergleichbar dem Entfernen eines bösartigen Karzinoms? Wie dekadent ist unsere postmoderne Gesellschaft inzwischen geworden, dass diese Ansicht Wurzeln fassen und beinahe schon militant verteidigt wird?





1 Kommentar:

  1. Wie verkommen (man entschuldige mir diesen Kraftausdruck) "unsere" moderne Gesellschaft inzwischen ist zeigt sich recht schön in Foren, wo dieses Thema recht heiß diskutiert wird. Auf http://www.shortnews.de/start.cfm?id=753459&offset=26 (ein User-Nachrichtenportal noch unterhalb Bildzeitungsniveau mit Kommentarfunktion, das hauptsächlich von jüngeren Personen frequentiert wird) ist sogar zu lesen, dass auch das ermorden von unter 6 Monate alten Säuglingen nicht schlimm sei (Beitrag Nr. 40 von "Lawelyan":

    [quote]Aber es geht doch einzig und allein um ethische Regeln und da hat jeder Mensch, jede Kultur andere Vorstellungen.

    Ich persönlich finde es nicht schlimm, auch ein 6 Monate alters Säugling zu entsorgen, wenn es vernümftige Gründe dafür gibt (wenn man es will kann man es über den plötzlichen Kindstod eh gut machen und verschleiern..).[/quote]

    Krank, kann man da nur noch sagen.

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